Was New Work wirklich bedeutet: Lars Kroll über die Zukunft des Arbeitens

Was bedeutet New Work

Lars KrollLars Kroll. ist seit September 2020 Geschäftsführer der socialtelligence GmbH mit Sitz in Stuttgart.. Er unterstützt Unternehmen beim Einsatz von Management- und Analyse-Tools und berät beim Einsatz von Marketing-Budgets, um das Beste aus ihrer Online-Kommunikation nachhaltig herauszuholen. Mit zwei Geschäftspartnern entwickelt er außerdem ein Tool, mit dem kreative Social Media Ansätze verbunden mit künstlicher Intelligenz (Patent Pending) automatisiert werden können. Bei karriere tutor® leitet Lars Kroll das Marketing. Seit dem Studium gehören Weiterbildungen zu seinem Lebenslauf. Dadurch konnte er sich in den letzten Jahren einige Zertifikate im Online- und Social Media-Bereich aneignen, Lehrgänge mit aufbauen und das größte, regelmäßige deutsche Social Media-Event etablieren: Die Mercedes-Benz Media Nights (MBSMN) in Stuttgart.

Herr Kroll, warum wird der Begriff New Work heute so schwammig verwendet?

Der Begriff ist ein typisch „denglischer“, der zwar in den Sprachgebrauch eintritt, dabei aber nie wirklich klar definiert wird. Ich glaube „New Work“ zählt längst zu den sogenannten Buzzwords, die ohne Einordnung und ohne zu wissen, wofür sie konkret stehen, inflationär verwendet werden. Genau deshalb bin ich ein großer Freund davon, Behauptungen und Thesen zu begründen und immer auch mit Beispielen zu belegen. Was genau bedeutet New Work im jeweiligen Unternehmen? Manche verstehen unter einem Tag Home-Office pro Woche bereits New Work, andere setzen das deutlich stringenter um und bieten Mitarbeitern komplette Vollzeitstellen im Home-Office an. Bei karriere tutor® gibt es sogar zahlreiche Leitungsstellen, die komplett aus dem heimischen Büro ausgeführt werden.

Was bedeutet New Work im Kontext von karriere tutor®?

karriere tutor® definiert New Work als Flexibilisierungschance der Arbeitswelt. Konkret arbeiten bis auf die Karriereberatung und Teile des IT-Teams alle Mitarbeiter im Homeoffice: Marketing, Produktion, Lehrgangsbetreuung etc. Wir organisieren uns dabei komplett digital, nutzen E-Mails, treffen uns in Online-Meetingräumen und arbeiten mittels Tools für kollaboratives Projektmanagement miteinander. Persönliche Treffen vor Ort, also auch Fahrtzeiten für den einzelnen Mitarbeiter, werden auf wenige Ausnahmen im Jahr reduziert. Unsere Definition von New Work erlaubt den Mitarbeitern dadurch größtmögliche Flexibilität und macht die Unternehmensabläufe gleichzeitig sehr effizient.

Wie sind Sie zu karriere tutor® gekommen?

Ich wurde von unserer Online-Marketing-Dozentin und Marketing-Fachbereichsleiterin angesprochen. Wir kannten uns bereits von einem regelmäßigen Social Media-Event, das ich in Stuttgart mit aufgebaut hatte. Als Dozent für die Kurse Suchmaschinenmarketing, Mobile Business und Agile Marketing stieg ich dann ins Unternehmen ein. Nach 1,5 Jahren bot mir die Geschäftsführung im Frühjahr 2020 an, meine Expertise verstärkt ins Team einzubringen. Das war schließlich der Beginn meiner Tätigkeit als Marketingleiter eines heute achtköpfigen Teams.

Was bedeutet Ihnen das Weiterbildungsportal persönlich?

Ich liebe es, Wissen weiterzugeben und sehe, wie positiv sich unsere Teilnehmer während ihres Kurses entwickeln. Wir möchten der Weiterbildungsanbieter sein, den Menschen gerne als Partner für ihren geförderten Lehrgang auswählen, weil wir sie ganzheitlich unterstützen. Mich treibt die persönliche Weiterentwicklung jedes einzelnen an, aber auch die Entwicklung des Unternehmens vom Start-up zum potenziellen Global Player der Weiterbildungsbranche.

Wie lässt es sich mit ihren anderen Tätigkeiten verbinden?

Gerade die Kombination macht es aus! Ich sehe da sehr viel Potenzial einer großen Community aus Absolventen und Alumni, die alle im Leben weiterkommen wollen und sich vernetzen können. So können Synergien in jegliche Richtung entstehen, Projekte durchgeführt werden, neue Kontakte geknüpft oder der eine oder andere Job vermittelt werden.

Wie sollte Arbeit im digitalen Zeitalter gestaltet werden?

Arbeit im digitalen Zeitalter sollte die technischen Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, im positiven Sinne nutzen. Arbeit darf flexibler werden und sich mehr und mehr den verschiedenen Lebensentwürfen und Bedürfnissen anpassen. Aber jetzt ist auch das Zeitalter, in dem Arbeit mehr denn je den eigenen Stärken entsprechen, Spaß machen und sinnstiftend sein darf. Denn wenn Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten dürfen, stärkt das immer auch das Unternehmen.

Wie muss der Arbeitsplatz der Zukunft aussehen, und welche Arbeitsformen erleichtern den Umgang mit der Digitalisierung?

Mitarbeiter sollten ihren Arbeitsplatz selbst gestalten können, dazu gehört auch die Frage, ob sie remote oder im Büro arbeiten möchten. Sofern es die IT ermöglicht, halte ich auch viel davon, wenn Mitarbeiter ihr Arbeitsmaterial auswählen dürfen, konkret beispielsweise, ob jemand lieber Windows oder Apple nutzt. Der Arbeitsplatz ist der Rahmen, in dem das Potenzial des Einzelnen optimal gefördert werden sollte. Darüber hinaus wird sich der Arbeitsplatz der Zukunft weg von Abteilungs-Silos und hin zu teamübergreifender Kommunikation entwickeln.

Welche Form des Denkens ist für Innovation unerlässlich? Die netzartige und offene?

Es braucht Menschen, die ein offenes Mindset haben, eine proaktive Denkweise und eine Prise Verrücktheit mitbringen. Menschen, die Dinge ausprobieren, auch wenn manchmal nicht klar ist, ob diese auch funktionieren werden. Genau diese Offenheit, ohne Angst vor Fehlern zu haben, bringt neue Ideen ins Laufen.

Wie beeinflussen technische Neuerungen, Erkenntnisse und Möglichkeiten unser Denken?

Ich denke, dass die technischen Neuerungen, sofern sie zielführend eingesetzt werden, ein enormer Produktivitätsfaktor sein können. Deshalb ist es wichtig, sie anzunehmen und als Chance zu begreifen statt schwarzmalerisch als „Jobkiller“. Die Digitalisierung hilft dabei, repetitive Tätigkeiten zu automatisieren, und schafft dadurch mehr Zeit für kreatives und innovatives Arbeiten.

Wie sieht ein zeitgemäßes Führungsverständnis aus, und wie muss sich die Organisation dafür verändern?

Führung muss heute auf Augenhöhe stattfinden. Das heißt, die Führungskraft muss das Tätigkeitsfeld des Mitarbeiters, seine Sprache – englische Buzzwords 😉 – und das technische Verständnis sehr gut kennen und sich mit dessen Themenwelt auseinandersetzen. Wir brauchen meiner Meinung nach weniger bürokratische Regelungen und Verkomplizierungen, sondern mehr Freiheit und stärkenbasiertes Arbeiten. Kurze Kommunikationswege sind wichtig, denn gerade in der Online-Kommunikation werden Entscheidungen „just in time“ getroffen und können keinen langen Dienstweg abwarten. Denn sonst ist der Trend vorbei, bevor es zu einer Entscheidung kam.

Wie verändern sich Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung?

Unternehmen müssen sich viel schneller anpassen und manchmal auch neu erfinden, um Schritt halten zu können. Geschäftsmodelle brauchen heute vor allem mehr Agilität, um in einer schnelleren digitalisierten Welt auch schnell reagieren zu können.

Wie können Menschen lernen, in Alternativen und Kontesten zu denken? Welche Rolle kann dabei karriere tutor® spielen?

In der IT und im Projektmanagement gibt es bereits seit einigen Jahren Methoden und Modelle wie Scrum®, Agile oder Kanban, die die vorhin angesprochene Agilität fördern. Menschen müssen heute mehr denn je in Etappen denken und jederzeit auf Veränderungen reagieren können, während sie Zeit, Budget und Ressourcen im Blick behalten. Genau diese moderne Denk- und Arbeitsweise vermitteln wir bei karriere tutor®, weil wir nicht nur fachliches Wissen weitergeben, sondern auch methodische Kompetenz. Wir unterrichten digital, wir stärken unsere Kunden in ihrem persönlichen Wachstum und führen sie online zu ihrem anerkannten Zertifikat.

Komplexität, an der Manager früher scheiterten, wird heute durch Algorithmen reduziert. Was ändert sich dadurch in der Unternehmensführung?

Wenn Unternehmen die neuen Möglichkeiten der Technik – Stichwort Künstliche Intelligenz – zielführend einsetzen, schaffen diese mehr Freiheit und Zeit für die Arbeit. Letztlich bleiben dadurch auch der Führungskraft mehr Ressourcen, um passende Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter zu schaffen. Führungskraft zu sein verlangt heute mehr denn je, ein Coach oder Mentor zu werden, der das Team für die gemeinsame Vision stärkt und motiviert. Wie heißt es so schön? „Lehre sie nicht, ein Schiff zu bauen, sondern die Sehnsucht nach dem Meer“. Genau das ist die Aufgabe moderner Führungskräfte: Mitarbeiter lenken, motivieren und in ihren Stärken fördern. Denn sie sind heute wortwörtlich MITarbeiter und keine Angestellten mehr.

Was ändert sich beim Lernen im digitalen Zeitalter, warum und wie sieht es zukünftig aus?

Lernen wird immer digitaler, räumlich und zeitlich flexibler, sowie geräteunabhängig funktionieren. Es macht dann kein Unterschied, ob ich im Bett, am Strand, im Café oder irgendwann auf dem Mars bin und von dort lerne oder in Arbeitsgruppen an einem Projekt virtuell zusammenarbeite. Lernen wird außerdem noch individueller, persönlicher und zielführender werden.

Wie verändert sich die Marketing-Kommunikation durch die Digitalisierung?

Die Marketing-Kommunikation wird noch datengetriebener und dadurch individueller werden. Denn mithilfe erhobener Daten können Rückschlüsse auf das Nutzerverhalten gewonnen werden und Marketing-Aktivitäten noch maßgeschneiderter umgesetzt werden. Analysetools werden es ermöglichen stark individualisierte Kampagnen zu erstellen, die die Bedürfnisse der Menschen noch besser bedienen. Dadurch sind wir beispielsweise in der Lage unsere Lehrgänge fortlaufend zu optimieren, um unsere Teilnehmer beruflich bestmöglich zu unterstützen.

Was können wir vom Geist des Silicon Valley lernen? Und wo gibt es kritische Entwicklungen?

Wir können lernen, dass es sich lohnt, Neuerungen anzunehmen und dass es positiv ist, Innovationen zu wagen. Digitalisierung ist kein Schreckgespenst, sondern in erster Linie eine Chance.

Mit welchen Instrumenten und Möglichkeiten lernen Fach- und Führungskräfte, die digitale Transformation aktiv zu gestalten?

Führungskräfte können sowohl technische Tools als auch agile Methoden nutzen, um aktiv an der digitalen Transformation mitzuwirken. Wer seine digitalen Kompetenzen jetzt ausbaut, bleibt wettbewerbsfähig und stärkt sowohl den persönlichen als auch den Unternehmenserfolg. Wichtig ist auch, fortlaufend in die Mitarbeiter zu investieren, denn sie sind das größte Kapital jedes Unternehmens. Digitale Weiterbildungen, die sowohl fachlichen Input als auch methodische Kompetenz vermitteln, sind hier eine hervorragende Möglichkeit.

Weiterführende Informationen:

Qualifikation und Weiterbildung: Die wichtigsten Trends 2020

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